Unter der Leitung von Prof.in Dr.in Sandra Bohlinger hat die TU Dresden im Arbeitspaket 5 des InnoVET-Projekts CLOU die chemisch-pharmazeutische Branche analysiert. Als Grundlage dienten neben offiziellen Daten und Studien vor allem 13 qualitative Interviews mit einschlägigen Unternehmen aus den Jahren 2021 und 2022.
Ausbildung ist hoch im Kurs
Mit rund 190 Mrd. Euro Umsatz gehört die chemisch-pharmazeutische Industrie zu den wichtigsten Industriezweigen Deutschlands. Mehr als 90 % aller Unternehmen in der chemisch-pharmazeutischen Industrie sind KMU; sie beschäftigen insgesamt mehr als 460.000 Menschen. Wer in der Chemiebranche arbeitet, verdient überdurchschnittlich viel, das gilt gleichermaßen für West- und Ostdeutschland. Gleichzeitig engagieren sich die Unternehmen stark in der Ausbildung: Allein im Verbandsgebiet der Nordostchemie bilden 63% aller Betriebe aus und über 90% aller ausbildenden Betriebe übernehmen ihre Absolvent:innen. Auch der Anteil an Fachkräften mit anerkannter Ausbildung ist – gerade in Ostdeutschland – überdurchschnittlich hoch, während An- und Ungelernte mit 2,8% kaum vertreten sind (IAB 2021).
Weiterbildung verhält sich rückläufig
Weiterbildung spielt eine bedeutende Rolle in der Branche, obwohl das Interesse insbesondere in kleineren Unternehmen in den vergangenen Jahren gesunken ist. Die häufigste Lernform stellt das Lernen im Arbeitsprozess dar (87,2%; Seyda et al. 2020). Im Jahr 2019 zum Beispiel haben Mitarbeitende der chemischen Industrie durchschnittlich 15,8 Stunden – überwiegend während der Arbeitszeit – für Weiterbildung genutzt. Die Stundenzahl der absolvierten Weiterbildung liegt dabei gegenüber dem Jahr 2016 (22,3 Stunden) auf einem sichtbar niedrigeren Niveau.
Was hemmt die Weiterbildung?
Die zentralen Motive für Weiterbildungsaktivitäten sind der Ausbau der beruflichen Fachkompetenz der Mitarbeitenden (87,8%), die Anpassung vorhandener Qualifikationen an neue Technologien und/oder veränderte Arbeitsprozesse (87,5%). Weiterbildung dient nicht nur der Erhöhung der Produktivität (76,8%), sondern ist zugleich ein Instrument, um Mitarbeitende zu gewinnen und zu binden. Weiterbildungshemmnisse sind dagegen u.a. die fehlende Zeit für die Freistellung von Mitarbeitenden (64,5%), fehlende Planungs- und Organisationskapazitäten im Unternehmen (58%), fehlendes Interesse der Mitarbeitenden (51,7) oder fehlende Angebote (44,2%). Nur 42,4% der Unternehmen geben dagegen an, dass sie kein Budget für Weiterbildung zur Verfügung haben.
Die Sektoranalyse ist auf Anfrage erhältlich: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Literatur
- IAB (2021), Berufe im Spiegel der Statistik
- Seyda, S., Placke, B., & Hickmann, H. (2020). Weiterbildung in der Chemie-Branche Sonderauswertung der IW-Weiterbildungserhebung 2020. Köln. 2021